11 Aufholjagden im Fußball, die einfach spektakulär waren
Es sind die ganz besonderen Geschichten, die der Fußball schreibt, wenn ein Team einen großen Rückstand aufholt. Das sind die spektakulärsten Aufholjagden.
Es gibt viele legendäre Spiele in der Geschichte des Fußballs: Beispielsweise der 7:1-Sieg von Deutschland über Brasilien bei der WM 2014 oder der Schlagabtausch von Deutschland gegen Italien bei der WM 1970, der als Jahrhundertspiel in die Annalen einging. Doch es gibt kaum etwas Spektakuläreres als Aufholjagden. Wenn Teams, auf die niemand mehr einen Pfifferling gesetzt hätte, auf einmal - nahezu aus dem Nichts - zurückkommen und eine verloren geglaubte Partie noch gewinnen können. Das sind die spektakulärsten Aufholjagden in der Geschichte des Fußballs.
#1 Liverpool vs. Barcelona 4:0 (4:3 nach Hin- und Rückspiel)
Der FC Barcelona hatte das Hinspiel des Champions League-Halbfinals 2018/19 mit 3:0 im Camp Nou gewonnen, sodass wohl nur die größten Fans der Reds an ein Weiterkommen glaubten - und natürlich Jürgen Klopp. Denn der kennt sich mit Aufholjagden im Fußball gut aus. Mit Borussia Dortmund hätte er einmal fast einen 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel im Singal-Iduna-Park aufgeholt. Doch ein 2:0-Heimsieg reichte den Schwarz-Gelben damals nicht. Im Halbfinale zwischen Barcelona und Liverpool gingen die Reds früh mit 1:0, durch ein Tor von Divock Origi, in Führung. Anfang der zweiten Hälfte erhöht der Niederländer Georgino Wijnaldum mit einem Doppelschlag erst auf 2:0 und zwei Minuten später auf 3:0. Mit diesem Ergebnis würde Liverpool sich zumindest in die Verlängerung retten, doch bei einer Ecke nutzte der FC Liverpool eine Schlafmützigkeit der Katalanen gekonnt aus. Trent Alexander-Arnold führte den Eckball schnell aus, als die Spieler des FC Barcelona sich noch sortierten und spielte den Ball flach an den kurzen Pfosten, wo Divock Origi unbedrängt einschießt. Liverpool brachte die Führung über die Zeit und konnte eines der denkwürdigsten Matches in der Geschichte der Champions League für sich entscheiden.
#2 Deutschland vs. Schweden 4:4
Als die DFB-Elf am 16.10.2012 im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden durch zwei Treffer von Miroslav Klose und zwei weiteren Toren von Mertesacker und Özil 4:0 führte, schaltete die deutsche Nationalelf in den Verwaltungsmodus. Als Zlatan Ibrahimovic zum 4:1 traf, glaubte noch niemand an die Kehrtwende. Auch beim nächsten schwedischen Tor durch Lustig, war noch Gelassenheit zu spüren. Erst als Elmander zum 4:3 traf, ging ein Raunen durchs Stadion und auch die deutschen Vertreter auf dem Rasen, begriffen, dass dieser Sieg alles andere als dingfest war. Die einzige Prämisse ist von da an: die Schweden so gut es geht, vom eigenen Tor wegzuhalten. Das geht lange gut, bis zur 93. Minute. Dann traf Rasmus Elm, nachdem der Ball ihm, nach einem Luftduell im Strafraum, vor die Füße fällt mit einem platzierten Spannschuss ins linke untere Eck. Neuer ist geschlagen, die Partie endet unentschieden.
#3 Das Champions League Finale 1999: Bayern vs. ManU 1:2
Dramatischer als es dem FC Bayern 1999 widerfuhr, kann man ein Champions League-Finale wohl nicht verlieren. Bis die Nachspielzeit bekannt gegeben wurde, führten die Münchner mit 1:0 durch ein Tor von Mario Basler, das er in der 6. Minute erzielt hatte. Dann konnte Teddy Sheringham mit einem Abstauber einen Eckball, der bereits geklärt schien, den Ausgleich in der 91. Minute erzielen. Zwei Minuten später gab es einen weiteren Eckball für die Red Devils. Der Ball wurde am kurzen Pfosten verlängert und Ole Gunnar Solskjaer - der heutige Trainer von Manchester United - hielt seinen Fuß hin und das Leder schlug knapp unterm Querbalken ein. Manchester United gewann die Champions League und beförderte die Münchner, die sie um den sicher geglaubten Sieg gebracht hatten, ins Tal der Tränen.
#4 Das Wunder von Bern
Insbesondere in Deutschland ist das Wunder von Bern eine der größten Sportlegenden. Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich seit der Nachkriegszeit das erste Mal wieder für eine Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren können. Überraschend war der Final-Einzug. Doch im Finale warteten die schier unbesiegbar wirkenden Ungarn. Seit zwei Jahren hatten sie kein Länderspiel mehr verloren und mit Sandor Kosics und Ferenc Puskás spielten zwei der besten Spieler der damaligen Zeit in ihren Reihen. Vor allem aber die 3:8-Niederlage, die die deutsche Elf gegen Ungarn in der Vorrunde erlitten hatten, ließen kaum jemanden an die Sensation glauben. Als die Ungarn nach 8 Minuten durch Tore von Puskás und Czibor in Führung gegangen war, sah es noch düsterer für den Sensationserfolg aus. Doch die DFB-Elf gab nicht auf und konnten bis zur 18. Spielminute durch Max Morlock und Helmut Rahn ausgleichen. Als in der 83. Minute eine Flanke von Schäfer abgewehrt worden war, prallte der Ball zu Helmut Rahn und Kommentator Herbert Zimmermann setzte zu seinen bekannten Worten an. Deutschland wurde überraschend zum ersten Mal Weltmeister und 100.000 Menschen empfingen in der Münchner Innenstadt die deutschen Helden.
#5 Dortmund vs. Schalke 4:4
Als der Schiedsrichter am 25.11.2017 beim Revierderby zur Halbzeit pfiff, schien die Sache klar zu sein. Dortmund hatte den FC Schalke überrollt. Nach 25 Minuten führte er BVB mit 4:0, womit die Partie im Signal-Iduna-Park auch in die Pause ging. Doch die Schalker Mannen hatten sich in der Halbzeit ganz offenbar mächtig was vorgenommen, denn in der zweiten Hälfte spielten sie auf einmal groß auf. Dortmund war darauf nicht gefasst gewesen und nachdem die Schalker bis auf 4:2 herangekommen waren und obendrein Top-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang mit gelb-rot den Platz verlassen musste, da wollten die Schwarz-Gelben die Führung nur noch über die Zeit retten. Allerdings hatten sie die Rechnung dabei ohne Caligiuri und Naldo gemacht, denn zunächst traf der Außenverteidiger in der 86. Minute zum 4:3 und machte damit die Wende greifbar, ehe Abwehrboss Naldo zum späten Ausgleich in der vierten Minute der Nachspielzeit einnetzte und die Sensation perfekt machte. Die Knappen konnten sich über einen überraschenden Punktgewinn und den Dortmunder Frust freuen, denn die hatten einen sicher geglaubten Sieg aus der Hand gegeben.
#6 Angola vs. Mali 4:4
Am 10. Januar 2010 durfte Angola, der Gastgeber des Africa-Cup, das Turnier gegen Mali eröffnen. Und bis zur 79. Spielminute sah es auch nach einem rundum gelungenen Auftakt für die Angolaner aus. Flavio erzielte das erste und zweite Tor für die Schwarzen Antilopen, dann folgten zwei Elfmeter für die Gastgeber zum 3:0 und 4:0. Beim Anschlusstreffer der Malier glaubte jeder an einen Ehrentreffer. Doch zwischen der 88. und der 95. Minute erzielten die Kicker aus Mali drei weitere Treffer und schafften eine sensationelle Aufholjagd.
#7 Das Wunder von der Grotenburg
Das legendäre Europapokal-Spiel zwischen Bayer Uerdingen und Dynamo Dresden - heute auch als Wunder von der Grotenburg bekannt - fand am 19. März 1986 statt. Uerdingen hatte das Hinspiel mit 2:0 verloren, sodass sie im heimischen Grotenburg-Stadion - aufgrund der Auswärtstorregel - einen Sieg mit drei Toren Vorsprung benötigten. Früh gingen die Dresdner in Führung, kurz darauf gelang Uerdingen durch Wolfgang Funkel der Ausgleich. Zwei weitere Treffer der Dresdner brachte ihnen eine 3:1-Pausenführung ein. Uerdingen brauchte nun fünf Treffer um noch weiter zu kommen, sodass wohl nur die kühnsten Träumer noch an eine Wende zu hoffen wagten. Aber in der zweiten Halbzeit spielte Bayer Uerdingen die Dresdner schwindelig. Wolfgang Funkel erzielte den Anschlusstreffer zum 3:2, kurz darauf folgten die Treffer Nummer drei und vier für die Uerdinger. Mit einem Doppelschlag gelingt Uerdingen auf einmal zwischen 78. und der 79. Minute die Wende und die Mannschaft aus Krefeld, geht 6:3 in Führung. Das 7:3 von Wolfgang Schäfer besiegelte den Überraschungserfolg und Uerdingen zog ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger ein.
#8 Champions League-Finale 2004/05: Liverpool vs. AC Mailand 3:3 (6:5 n.E.)
Das Champions-League-Finale 2004/05 ist von Beginn an ein Spiel der Gegensätze. Auf der einen Seite steht der AC Mailand. Ein Team, das damals nur so mit Weltstars gespickt war: Shevchenko, Crespo, Maldini, Kaka, Seedorf, Pirlo, Cafu, Nesta, Jaap Stam und Genaro Gattuso standen für die Rossineri als Spieler auf dem Feld. Der AC Milan war damals das Maß der Dinge. Auf der anderen Seite stand mit dem FC Liverpool ein Gegner, der zwar einige überragende Spieler, wie Xabi Alonso oder Steven Gerrard, in seinen Reihen hatte, aber eher über Kampf und den unbedingten Willen in das Finale gekommen war. Und genau diese Tugenden waren es, die den Reds halfen einen 0:3-Rückstand zur Halbzeit zu verdauen und nicht aufzustecken. Mit drei Tore binnen sechs Minuten konnten sie die Mailänder Führung egalisieren. Einer aufreibenden Verlängerung folgte ein packendes Elfmeterschießen, an dessen Ende der FC Liverpool den Henkelpott in den Istanbuler Nachthimmel stemmen konnte. Auch das Elfmeterschießen behielt einige Highlights bereit, denn der Liverpool-Keeper Jerzy Dudek tänzelte und wackelte auf seiner Linie herum, als die Rossoneri zum Elfmeter antraten und konnte sie damit sichtlich irritieren. Serginho verschoss den ersten Elfmeter, Pirlo und Shevchenko scheiterten am polnischen Keeper.
#9 Barcelona vs. PSG 6:1 (6:5 nach Hin- und Rückspiel)
Paris Saint-Germain hatte das Hinspiel mit einer überragenden Leistung 4:0 für sich entscheiden können und glaubten wahrscheinlich das Ticket für das darauf folgende Viertelfinale der Champions-League bereits in der Tasche zu haben. Doch sie hatten sich zu früh gefreut, denn der FC Barcelona deklassierte die Pariser an diesem Abend im Camp Nou. Nach 50 Minuten steht es 0:3 für die Katalanen und die Spieler von PSG hatten allmählich verstanden, dass die Nummer alles andere als durch war. Edinson Cavani traf gut zehn Minuten später zum 3:1 für PSG und als sich bis zur 88. Minute auf der Anzeigetafel nichts mehr getan hatte, glaubten alle wieder: Die Nummer ist durch. Dann traf Neymar - der damals noch für den FC Barcelona spielte - zum 4:1, in der ersten Minute der Nachspielzeit versenkte er den Ball per Elfmeter zum 5:1 und in der 95. Spielminute machte der Außenverteidiger Sergi Roberto das Wunder vom Camp Nou oder La Remontada (span. für die Aufholjagd), wie das Spiel in die spanische Fußballgeschichte einging, perfekt.
#10 Dortmund vs. Malaga 3:2 (3:2 nach Hin- und Rückspiel)
Das Hinspiel in Malaga war 0:0 ausgegangen, womit die Borussen - aufgrund der Auswärtstorregel - unbedingt einen Sieg im Rückspiel des Champions League-Viertelfinals 12/13 benötigten. Doch in der 25. Minute traf Joaquin für die Spanier, sodass der BVB ins Hintertreffen geriet. Der Ausgleich von Robert Lewandowski kurz vor dem Pausenpfiff, änderte nichts daran, dass der BVB mit diesem Ergebnis ausgeschieden wären. Als in der 82. Minute Eliseu zum 1:2 traf und den FC Malaga damit in Front brachte, schienen die schwarz-gelben Champions League-Hoffnungen geplatzt. Aber der BVB gab nicht auf, rannte immer wieder an und die Fans peitschten ihre Mannschaft lautstark nach vorne. In der 91. Minute traf Marco Reus zum Ausgleich und eine Minute später geschah es dann. Das, womit Minuten vorher kaum noch jemand gerechnet hätte: Lewandowski flankte das Leder aus dem Halbraum in den Strafraum, wo gleich vier Dortmunder im Abseits standen. Der Assistent übersah dies, das Leder gelangte zu Marco Reus, der den Ball flach auf Felipe Santana spielte. Dieser stand zwar erneut im Abseits, allerdings übersah der Linienrichter auch diese Abseitsstellung. Daraufhin stocherten der brasilianische Innenverteidiger und Julian Schieber den Ball zusammen irgendwie über die Linie, wobei Felipe Santana letztlich das Tor zugesprochen wurde. Jetzt gab es kein Halten mehr auf den Rängen und der BVB zog mit diesem Last-Minute-Sieg ins CL-Halbfinale ein.
#11 1. FC Magdeburg vs. Hertha BSC 6:4 (2:3 nach der 1. Halbzeit)
Nachdem Hertha BSC am 4. Spieltag in der Saison 2023/24 die Sieglos-Serie gegen Fürth endlich beendete, schien es so, als wäre der Knoten bei den Absteigern geplatzt zu sein. Denn am 5. Spieltag gingen die Westberliner direkt in der 2. Minute durch Fabian Reese in Führung. Fünf Minuten später antwortete Silas Gnaka allerdings mit dem Ausgleichstor. So ging es bereits vor der 1. Halbzeit noch zweimal weiter. Hertha lag somit 2:3 in Führung. Jason Ceka schaffte allerdings in der 49. Minute wieder den Ausgleich. Letztmalig brachte Haris Tabaković sein Team in Führung. Doch nachdem auch hier Leon Bell Bell wieder für den Ausgleich sorgte, ging der Elan bei den Berlinern immer mehr flöten. Der Kampfgeist und der Siegeswille der Magdeburger sollte letztendlich mit einem furiosem 6:4 belohnt werden.