"Ronaldo stirbt!": Was geschah vor dem Finale der WM '98?
Eines der mysteriösesten Kapitel der Fußballgeschichte...
Ronaldos große Bühne
Brasilien ist der große Favorit auf den Titel bei der WM 98. Das Team ist gespickt mit Weltstars wie Rivaldo, Bebeto, Cafu und Roberto Carlos. Noch dazu weiß Brasilien den damals besten Spieler der Welt in seinen Reihen. Den damals 21 Jahre alten Ronaldo Luís Nazário de Lima, der sein Land mit vier Toren und drei Vorlagen ins Finale führt. Die Bühne ist bereitet, um ihn zum bestimmenden Spieler der Jahrtausendwende zu machen. “Er ist nicht nach Frankreich gekommen, um sich mit den Spielern seiner Generation zu messen, sondern um seinen Platz unter den größten der beiden Jahrtausende einzunehmen", sagt Jorge Valdano über den amtierenden Weltfußballer. Doch das Märchen wurde zum Albtraum für Brasilien und seinen Superstar.
Die Stunde vor Anpfiff des größten Spiels, in der bis dato jungen Karriere Ronaldos, war das reinste Chaos. Im Stadion herrschte zuerst große Verwunderung, als die Franzosen alleine auf den Rasen kamen, um sich aufzuwärmen. Wo steckten die Brasilianer?
Dann wurde der Spielberichtsbogen veröffentlicht. Ronaldos Name tauchte nicht in der Startaufstellung auf und war mit einem n.a. (not available) versehen. Ein Raunen ging durch das Stadion. Auf den Pressetribünen brach Hektik aus, fast Panik. Was war passiert? Niemand hatte eine Antwort. Die Spekulationen gehen von einer Knöchelverletzung über Magenbeschwerden bis hin zu einer Vergiftung...
Ronaldos Mitspieler schrien: "Er stirbt"
Am Mittag des Finaltages ist im brasilianischen Mannschaftshotel noch alles in Ordnung. Die Mannschaft sitzt beim gemeinsamen Essen, woraufhin sich alle Spieler auf ihre Zimmer zurückziehen, um sich auszuruhen. Auch Ronaldo geht mit Zimmerkollege Roberto Carlos auf sein Zimmern und legt sich zum Schlafen hin.
Doch plötzlich bekommt er einen Anfall. Sein Körper fängt an heftig zu krampfen und er hat Schaum vor dem Mund. Carlos weiß nicht was gerade passiert, versucht seinen Freund zu beruhigen und ruft um Hilfe. Als Nachbar Edmundo ins Zimmer stürzt und den heftig zitternden Ronaldo erblickt, rennt er durch den Hotelflur und schreit: "Ronaldo stirbt".
Schnell eilen Teammitglieder und Ärzte herbei und können den durchtrainierten Ronaldo nur mit vereinten Kräften festhalten, damit er sich nicht selbst verletzt. Ein Mitspieler rettet ihm das Leben, indem er ihm seine eigene Zunge aus dem Hals zieht. Mittlerweile ist Ronaldo bewusstlos. Vier Minuten dauert es, bis Ronaldo langsam wieder zu sich kommt. Danach schläft er fest ein.
Als er Stunden später aufwacht, kann sich Ronaldo an nichts erinnern. Er wirkt abwesend, lethargisch und muss zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus. Währenddessen macht sich die Mannschaft auf den Weg ins Stadion. Die nötige Konzentration für ein WM-Finale kann keiner der Spieler aufbringen. Alle sind in Gedanken bei ihrem Freund, und die Ungewissheit über seinen Zustand, zehrt an ihren Nerven.
Brasilien steht im Finale neben sich
Komischerweise können die Ärzte im Krankenhaus keine gesundheitlichen Probleme feststellen. Der Verdacht auf einen epileptischen Anfall bestätigt sich nicht. Ronaldo unterschreibt daraufhin eine eigenmächtige Erklärung, um aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, und fährt ins Stadion. Er will spielen.
Währenddessen bereitet sich seine Mannschaft so gut es geht auf das Finale vor. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten läuft im Bus und in der Kabine keine Samba Musik. Niemand ist bereit ein Finale zu spielen.
Eine Viertelstunde vor Spielbeginn kommt Ronaldo in die Kabine. Es wird still. Ronaldo teilt seiner Mannschaft und dem Trainer mit, dass die Ärzte nichts gefunden haben, und, dass er spielen wird.
Inzwischen taucht im Stadion ein zweiter Spielberichtsbogen auf, auf dem Ronaldo in der Startelf steht. Die Verwirrung ist komplett.
Zeit für ein Aufwärmprogramm bleibt Ronaldo nicht. Das ganze Spiel über bleibt er blass, hat kaum Aktionen, wirkt abwesend. So wie das ganze brasilianische Team. Und so schafft das damals ebenfalls überragend besetzte Frankreich die Sensation, schlägt den Favoriten deutlich, mit 3:0. Trotzdem wird Ronaldo im Anschluss zum Spieler des Turniers gewählt.
Auf die Frage, ob er traurig über die Niederlage ist, wird Ronaldo später sagen: "Ich habe zwar die WM verloren, dafür aber mein Leben gewonnen."
Über die Umstände dieser mysteriösen Geschichte wird noch immer gerätselt...
In Brasilien wird der Vorfall zur Staatsangelegenheit
In Brasilien sorgt das verlorene Finale für einen Aufschrei. Sowohl Teamärzte als auch Trainer stehen unter Beschuss, den offensichtlich nicht spielfitten Ronaldo eingesetzt zu haben. Doch eigentlich hatten sie keine Wahl. Hätten sie ihr Veto eingelegt und Brasilien hätte 3:0 verloren, wären sie genauso in der Kritik gewesen.
Trotzdem bleiben offene Fragen. Es wird sogar eine Untersuchungskommission eingesetzt, die allerdings auch keine befriedigenden Antworten herausfinde kann. Es ging das Gerücht um, das Spiel sei manipuliert worden und Brasilien hätte über 20 Millionen Euro für die Niederlage bekommen, sowie die Zusicherung der WM 2014, in Brasilien. Ein weiteres Gerücht besagt, dass Ausrüster Nike Ronaldo - als Zugpferd der damaligen Kampagne - gezwungen habe zu spielen. Ronaldo selbst verneint dies im Nachhinein.
Noch wilder ist die Vermutung, Ronaldo sei vergiftet worden. Wie es wirklich war, werden wir wohl nie erfahren. Ein relativ plausible Erklärung gibt es allerdings doch, denn Ronaldo litt immer an starken Knieschmerzen. Auch am Finaltag wurde ihm das Schmerzmittel Xilocaine gespritzt, um die Schmerzen zu betäuben. Wenn es versehentlich in eine Vene injiziert wurde, könnte dies den Anfall ausgelöst haben. Allerdings ist dies der einzige derartige Zwischenfall in Ronaldos Karriere.
Trotzdem bleibt diese Geschichte eine der undurchsichtigsten und mysteriösesten der jüngeren Fußball Geschichte. Wer weiß, was heute in den Geschichtsbüchern stehen würde, wäre es nicht zu diesem Vorfall gekommen. Vielleicht hätte Ronaldo sein Land bereits 1998 zum Titel geschossen. So mussten sich Ronaldo und Brasilien noch vier Jahre gedulden, bis Ronaldo, eine Fußballlegende unserer Zeit, sein Land endlich zum Weltmeister machte.